Von Mai bis Oktober treffen wir uns am Samstag vor dem 1. und 3. Sonntag im Monat um 19.00 Uhr zum Abendgottesdienst in der Schlosskapelle.
Genaue Adresse: Residenzstraße 2, 86633 Neuburg
Die Schlosskapelle Neuburg an der Donau gilt als der früheste protestantische Kirchenraum überhaupt.
Die Schlosskapelle wurde explizit als protestantischer Kirchenraum vom Pfalzgrafen Ottheinrich beauftragt. Erste Arbeiten sind für 1538 belegt. 1542 führte Ottheinrich die Reformation in seinen Landen ein. Von Ende Mai bis Ende Juli 1542 hielt sich der Nürnberger Reformator Andreas Osiander in Neuburg auf und predigte nach eigenen Angaben sechs Mal in der Schlosskirche. Damit wurde sie als protestantischer Kirchenraum genutzt. Eine explizite Weihe war bei protestantischen Kirchenräumen nicht notwendig. Die heute an den Seitenwänden sichtbaren Weihekreuze hängen zweifelsfrei mit der Rekatholisierung ab 1614 zusammen und sind deutlich später entstanden.
Zu einem herausragenden Denkmal der Reformation wurde das 1543 fertiggestellte lutherische Bildprogramm der Kapelle. Am 6. Juli desselbigen Jahres hatte Hans Bocksberger d. Ä. aus Salzburg den Auftrag erhalten, „die hofcapel alhie ... zu malen“. Das Bildprogramm war wohl durch den theologischen Berater des Fürsten, Andreas Osiander, vorgegeben.
Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm, ein Nachkomme Ottheinrichs, leitete ab 1614 die Gegenreformation ein. Die Folgen für das Gotteshaus Ottheinrichs reichten weit: Es fanden bald keine Gottesdienste mehr darin statt, die protestantischen Fresken wurden übertüncht und der Raum vollkommen profanisiert. Um 1830 wurde sogar eine Wohnung für den Schlosstorwart eingebaut.
Im Jahr 1808 hörte Pfalz-Neuburg auf, als eigenständige politische Größe zu bestehen. Wenig später erlosch die Hofhaltung in der Residenzstadt. Andererseits zogen jetzt immer mehr Evangelische zu. 1849 war es dann soweit: Aus der ehemaligen Hofkapelle konnte für sie eine Gemeindekirche werden, vom bayerischen König Max II. Joseph genehmigt. Bis zur Weihe der Christuskirche 1930 wurden hier alle Gottesdienste gefeiert.
Schon 1917 gab es erste Hinweise darauf, dass unter den kahlen Wänden der Kirche Gemäldeschatz verborgen sein musste. Die Freilegung wurde 1951 abgeschlossen. Das Ergebnis brachte der Schlosskapelle die Bezeichnung „Bayerische Sixtina“ ein.
Seit 1955 finden in der Schlosskapelle wieder Gottesdienste, Taufen und Trauungen statt. 1957 erhielt die Kapelle noch den ausgelagerten Originalaltar von Martin Hering zurück. Er wurde neu in Gebrauch genommen mit einer Abendmahlsfeier „in gleicher Weise wie einst zu Martin Luthers und zu Ottheinrichs Zeiten“.
Im Zusammenhang mit dem Reformationsjubiläum im Jahr 2017 wurde die Schlosskapelle saniert. Sie bekam eine Bankbestuhlung und die Deckenfresken wurden aufwendig gereinigt, so dass sie heute wieder im alten Glanz erscheinen.
Wie in einer Predigt wendet sich das „biblisch gemäl“ an die Betrachtenden. Es verweist zunächst auf die Erschaffung des Menschen durch Gott, auf den Sündenfall, auf die Vertreibung aus dem Paradies und auf die Zeit der Israeliten in Ägypten (kleine Rundbilder). Entscheidendes Ereignis im Alten Testament ist dann die Verleihung des Gesetzes durch Gott an Mose (Nische über dem Altar). Doch erst das Evangelium von Jesus Christus eröffnet die Erlösung, besonders durch die beiden von der „neuen Lehre“ anerkannten Sakramente der Heiligen Taufe und des Heiligen Abendmahls. Für sie stehen je zwei große Rundbilder an der Decke und dazu auf Emporenhöhe gleichnishafte Wandbilder mit Motiven aus dem Alten Testament. Die Krönung der „Predigt“ ist die Darstellung Christi mit der Kreuzfahne in der Hand: Auferstehung, Verklärung und Wiederkehr. Damit ist die Gewölbedecke illusionistisch aufgerissen. Der Himmel steht denen, die dieser Bildpredigt folgen, gleichsam offen.